Interview vom 10. April 2022
Geld bringt Einfluss, also sollte die Gesellschaft verstehen, wie die Reichen denken – sagt Johannes König, der sie erforscht hat. Er kennt auch den Unterschied zum Normalverdiener.
Das Interview mit DIW-Ökonom Johannes König erschien am 10. April 2022 im Tagesspiegel.
Tagesspiegel: Herr König, wie ticken Millionär:innen im Vergleich zu anderen Menschen?
Sie sind deutlich risikotoleranter und weniger neurotizistisch als die restliche Bevölkerung, machen sich also weniger alltägliche Sorgen und denken weniger darüber nach, was alles schiefgehen kann. Außerdem sind sie gewissenhafter, offener für neue Erfahrungen, und extravertierter, also anderen Leuten zugewandter und können mehr aus sich herausgehen. Das ist aus unserer Sicht das typische Millionärs-Persönlichkeitsprofil.
Tagesspiegel: Alles Dinge, die man gern über sich hört. Haben sie auch weniger positive Merkmale festgestellt?
Wir haben uns auf die „Big Five personality traits“ konzentriert, fünf grundlegende Dimensionen der Persönlichkeit: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Dann haben wir noch Risikotoleranz hinzugezogen. Und das sind nicht unbedingt immer positive Eigenschaften.
Besonders offen für Risiken zu sein, also dafür, dass auch mal etwas schiefgehen kann, ist nicht in jeder Lebenslage optimal. Genauso gelten Gewissenhaftigkeit und Verlässlichkeit einerseits als positive Eigenschaften, andererseits implizieren sie aber auch eine gewisse Rigidität im Handeln.
Tagesspiegel: Mit welchen Instrumenten haben Sie die Persönlichkeit der Millionär:innen untersucht?
Sie wurden mit einem Fragebogen zu ihrer Persönlichkeit interviewt. Darin steht zum Beispiel: „Würden Sie sich selbst als eher faul einschätzen?“ Wird das bejaht, wirkt es sich negativ auf die Bewertung der Gewissenhaftigkeit aus.
Tagesspiegel: Also schätzen die Leute sich vor allem selbst ein. Besteht da nicht die Gefahr der Verzerrung, weil man sich selbst lieber ins bessere Licht stellt?
Die Methodik ist in der Psychologie üblich und vielfach validiert. Und wenn es eine Verzerrung geben sollte, gilt sie für alle Befragten gleichermaßen – Vermögende und die restliche Bevölkerung –, also sind Vergleiche weiter möglich.
Das vollständige Interview finden Sie im Tagesspiegel.
Themen: Persönlichkeit , Ungleichheit , Verteilung