Aufsätze in Sammelwerken 2022
Daniel Graeber, Alexander S. Kritikos, Johannes Seebauer
In:
Lutz Bellmann, Wenzel Matiaske (Hrsg.) ,
Sozio-Ökonomik der Corona-Krise
Marburg : Metropolis Verl.
S. 139-165
Jahrbuch Ökonomie und Gesellschaft ; 33
Die COVID-19-Pandemie hat das Leben vieler Menschen negativ beeinflusst. Wir untersuchen auf Basis einer Sonderbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP-CoV) die Folgen der Pandemie für die rund 4 Millionen Selbständigen in Deutschland. Selbständige erleiden pandemiebedingt deutlich häufiger Einkommensverluste als abhängig Beschäftigte. Selbständige Frauen sind wiederum deutlich stärker von Einkommensverlusten betroffen als selbständige Männer. Ein wesentlicher Grund für die Geschlechterunterschiede ist, dass selbständige Frauen häufiger in Branchen tätig sind, die besonders stark von der Pandemie betroffen sind und deshalb mit höherer Wahrscheinlichkeit direkt mit Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie der Regulierung von Öffnungszeiten konfrontiert werden. Darüber hinaus zeigen wir, dass die psychische Gesundheit selbständiger Frauen stärker unter den Folgen der Pandemie leidet als die selbständiger Männer. Insgesamt machen die Ergebnisse deutlich, dass die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung in ihrer Wirkung weder neutral gegenüber der Erwerbsform sind noch geschlechterneutral. Dies müssen politische Verantwortungsträger stärker berücksichtigen.
Keywords: Selbständigkeit, COVID-19, Einkommen, Geschlecht, psychische Gesundheit, repräsentative Echtzeit-Survey-Daten