Statement vom 29. Oktober 2020
Die Europäische Zentralbank (EZB) hält sich angesichts der Corona-Krise weitere Lockerungschritte offen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher kommentiert die heutige Sitzung des EZB-Rats:
Die Erwartungen an die EZB steigen, noch mehr zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise zu tun. Die EZB hat deutlich signalisiert, dass sie sehr bald weitere Maßnahmen beschließen wird. Denn die Risiken durch die zweite Corona-Infektionswelle sind hoch und nehmen weiter zu. Die EZB steht durch die Krise zunehmend vor zwei großen Herausforderungen: Zum einen, wie sie ihrem Ziel der Preisstabilität wieder näherkommen kann, da die Preisentwicklung sich gefährlich der Deflation nähert. Und zum anderen, wie sie mit den Risiken für die Finanzstabilität umgehen soll.
Ich erwarte, dass die EZB im Dezember eine Ausweitung um 500 Milliarden Euro und eine Verlängerung ihres Anleihekaufprogramms PEPP bis Ende 2021 bekannt geben wird. Gerade in diesen Zeiten, in denen die EZB nur beschränkte Möglichkeiten hat, die Krise zu bekämpfen, spielt die Finanzpolitik eine umso wichtigere Rolle. Daher bleiben sowohl eine expansive nationale Fiskalpolitik als auch eine zügige Umsetzung des europäischen Wiederaufbauprogramms enorm wichtig.
Themen: Europa , Geldpolitik , Konjunktur , Öffentliche Finanzen